You’ll never walk alone
„Herr Pfarrer, machen Sie, was Sie wollen! Aber ein Lied darf bei unserer Hochzeit auf keinen Fall fehlen: You'll never walk alone“. – Keine Frage: für den Hard Core -Fan des BVB war die Fußballhymne ein absolutes MUSS, auch für die anstehende kirchliche Trauung. Eine etwas ungewöhnliche Ansage, aber kein wirkliches Problem, auch wenn die Hymne nicht gerade auf der Favoritenliste kirchlicher Gesangbücher steht. Aber was kann einem Brautpaar Besseres passieren, als dass beide Partner sich gegenseitig versichern, einander immer beizustehen, sich nie allein zu lassen, auch in dunklen Momenten und stürmischen Zeiten. „Walk on, walk on, with hope in your heart, and you'll never walk alone“, so die liedmäßig unterlegte Zusicherung: die Aufforderung, nicht stehen zu bleiben, sondern „immer weiter zu gehen, mit Hoffnung im Herzen“, und man kann den beiden nur wünschen, dass sie sich in schweren Momenten dieses Mutmachlied immer wieder vorsingen und zu ihrem Wort stehen: nicht voneinander zu lassen, in guten und in bösen Tagen - „denn du bist nie allein auf dem Weg!“ Und das Beste daran: es ist zugleich das Versprechen, das Gott denen macht, die ihren gemeinsamen Lebensweg bewusst in der Kirche besiegeln.
Dabei habe ich mich schon bei der Hochzeit gefragt, was jenem Bräutigam wohl durch den Kopf geht, wenn sein Hochzeitslied bei jedem Heimspiel seines Vereins aus gefühlt 80.000 Kehlen gesungen – nein: hinausgeschrien wird. Jedes Mal eine eindrucksvolle Solidaritätsbekundung für eine Mannschaft, die soeben das letzte Spiel der Saison gewonnen und doch den Titel knapp verpasst hat. Da sah man die eine oder andere Träne, aber auch das befreite Lachen, mit dem sich die Mannschaft nach dem Spiel ihren Fans gestellt hat. Und die Bilder dieser Symbiose, die um die Welt gehen, sprechen eine eindeutige Sprache: Wir sind stolz auf euch! Wir stehen zu euch! „You'll never walk alone!“ Gänsehaut pur.
Aber in solch emotional bewegenden Momenten, im Chor zigtausender Gleichgesinnter, ist es auch leicht, sich gegenseitig Mut zu machen und füreinander einzustehen. Dann kann man auch Niederlagen verschmerzen und Enttäuschungen wegstecken. Allein dagegen ist es schwer. Das mögen auch die beiden schon erfahren haben, die sich diese BVB-Hymne als Lebensmotto für ihre Ehe ausgesucht haben. Und vielleicht kommt ihnen dabei in den Sinn, was der Pfarrer ihnen bei der Trauung damals noch dazu gesagt hat: „Was Ihr euch gegenseitig versprochen habt, das hat Gott euch schon längst zugesichert. Auch wenn der Weg einmal mühsam und beschwerlich wird: Er geht den Weg mit. You'll never walk alone! Darauf könnt ihr euch verlassen!“