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Zerplatzte Träume. Neue Chancen.

Kolumne

Wir müssen Ihnen leider mitteilen …“ – so liest und hört man es in diesen Tagen häufig, wenn wieder einmal eine Veranstaltung, ein Treffen, eine Tagung absagt wird, oft mit dem Zusatz: „unter den gegebenen Umständen ist es leider nicht zu verantworten …“. Der Grund ist immer derselbe: Corona. Diesem unsichtbaren Virus ist schon so mancher Urlaub zum Opfer gefallen, musste manch große Hochzeitsfeier („einmal im Leben“!) dann doch in kleinem Rahmen gefeiert werden. Vom Fußball - der „schönsten Nebensache der Welt“, nur leider ohne Publikum - einmal ganz abgesehen. Und wer weiß, ob Weihnachten mit Familie und Freunden überhaupt noch stattfinden kann!

Eine Zeitlang kann man all das ja noch gut ertragen, aber mit der Dauer und mit der Unbestimmtheit wächst die Ungeduld. Natürlich kann man sich auch mit Maske zulächeln, und natürlich kann man sich auch auf Video-Konferenzen austauschen und zu allen potentiellen Gefährdern und Superspreadern auf Distanz gehen. Doch mit zunehmender Zeit wird auch deutlich, was uns fehlt: menschliche Nähe, ungezwungene Atmosphäre, heitere Gelassenheit.

Leider! Dieses kleine unschuldige Wort des Bedauerns ist momentan nicht wegzudenken aus unserem Alltag; es setzt sich in den Köpfen fest und vermiest einem die Laune. „Eigentlich wollten wir, hätten wir, könnten wir … Doch jetzt … Leider …“ Ein Wörtchen, das die Mundwinkel nach unten zieht und einem die Enttäuschung ins Gesicht malt. Es lässt unsere guten Ideen und großen Pläne noch eine Weile im Raum nachklingen, doch es beschreibt das Leben im Konjunktiv, das eben „leider“ gerade nicht stattfindet.

Aber müssen wir uns von unseren geplatzten Träumen die Laune verderben lassen? Was jetzt nicht geht, soll vielleicht auch gar nicht sein. Mich erinnert jedenfalls die Trauer über die unerfüllten Wünsche an die spöttische Bemerkung des französischen Naturwissenschaftlers und Philosophen Blaise Pascal: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen.“ Den leisen Spott möchte man sich verbitten und ahnt doch zugleich, dass den Worten ein tieferer Sinn zugrunde liegt: die Lebenskunst, mit einer gewissen Leichtigkeit und Gelassenheit das annehmen, was ist. Ja sagen zu dem, was kommt. Leben im Augenblick und offen sein für das, was möglich ist. Denn es ist ja durchaus möglich, dass Gott damit auch Gutes im Schilde führt. Wir sollten es nicht verpassen.