Himmlisches Feuerwerk
Gestern war es wieder so weit: das Highlight auf der Pingsthuekke, der Kirmes in Huckarde. Das traditionelle Feuerwerk, ein Zauber aus Licht, Farben und Explosion. Alle, ob jung oder alt, männlich, weiblich oder divers … - alle haben zum Himmel geschaut, fasziniert vom Funkenflug, der für einen kurzen Moment den Himmel in allen Farben erleuchtet hat, bevor er in einem feurigen Sprühregen verglühte.
Faszinierendes Lichtwunder, das doch auch in anderer Hinsicht, weniger spektakulär, aber geistreich und nachhaltig, so manches Dunkel erhellt – ein Feuerwerk an Ideen und Inspirationen. Das jedenfalls ist für mich Pfingsten: der Moment, an dem die Weltgeschichte – damals vor 2000 Jahren - einen anderen Verlauf genommen hat: an dem der Geist Gottes „wie in Feuerzungen“ auf die ersten Christen herabkam. Menschen, die sich nach dem Tod des großen Hoffnungsträgers ihrer religiösen Erneuerungsbewegung verängstigt von der Außenwelt abgeschlossen hatten, ratlos, wie es weiter gehen sollte. Kein Wunder, dass sie mit aller Kraft den Himmel bestürmt, Gott um ein Zeichen, einen Ausweg gebeten haben. Da hatten sie in dieser verfahrenen Situation plötzlich eine göttliche Eingebung, eine Inspiration. Anstatt sich zurückzuziehen, hatte einer von ihnen den Mut, Fenster und Türen weit aufzustoßen und offensiv mit seiner Botschaft von dem lebendigen Gott nach draußen zu gehen. Damit begann, was später als Siegeszug der Kirche in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Was war eigentlich das auslösende Moment: dass aus Verzweiflung Hoffnung, aus Niedergeschlagenheit Entschlossenheit, aus Resignation Offensivgeist erwuchs? Wer dabei war, würde vermutlich sagen: Ein spirituelles Feuerwerk, nicht eine konzertierte Aktion, sondern eine Eingebung „von oben“. Damit verbunden die Erkenntnis: Wenn Gott sich mitteilen will, dann geschieht das manchmal, indem er uns „in-spiriert“, uns seinen Geist „einhaucht“. Ein Geistesblitz, wie wir sagen, wenn einem unverhofft größere Zusammenhänge klar werden, wenn sich neue Perspektiven, neue Wege auftun und bislang Undenkbares plötzlich in einem neuen Licht erscheint.
Daran musste ich denken, als ich gestern mit all den anderen in den Abendhimmel schaute, von bunten Funken erhellt. Für mich ist es zugleich ein Abschied. Der „Funke“, der mich zuvor erreicht hat, war ein „Anruf“, der mich herausgefordert hat, mich noch einmal auf Neues, Unbekanntes, Verheißungsvolles einzulassen: eine Aufgabe, die mich als Rektor der Pilgerkirche auf dem „Campo Santo“ in Rom, im Schatten des Petersdoms, erwartet. Zugleich eine Inspiration. So gehe ich mit Wehmut, aber auch mit großer Dankbarkeit für alles, was in den rd. 20 Jahren in Kommende und Akademie und weit darüber hinaus gewachsen ist, im Vertrauen auf den Geist, der mich auch weiterhin inspirieren wird. Frohe Pfingsten!