| Kirche in WDR 2-5

„Macht euch keine Sorgen!" SMS-Botschaft

Guten Morgen, verehrte Hörerinnen und Hörer

Der Zug ist gerade angefahren, als das Handy leise summt. "Macht euch keine Sorgen!„ lese ich auf dem Display. "Das rechte Wort zur rechten Zeit"‘, schießt es mir durch den Kopf, denn unser Zug hatte mittlerweile 15 Minuten Verspätung, maximal neun konnte ich mir beim Umsteigen auf dem nächsten Bahnhof leisten. Ehrlich gestanden war ich gerade ziemlich in Sorge, ob ich den Anschlusszug erreichen würde, und wen ich benachrichtigen müsste, wenn ich den Zug verpasse ...

„Macht euch keine Sorgen!".

Die Textmeldung, die tägliche SMS-Botschaft, kommt genau zur richtigen Zeit, um mich daran zu erinnern, dass weder der Schaffner etwas für die Verspätung kann noch der häufigere Blick auf die Uhr etwas daran ändert.

„Macht euch keine Sorgen“, ein Wort aus der Bergpredigt, wo Jesus seinen Jüngern erklärt, dass Gott doch weiß, was ein jeder braucht und nötig hat. Das gilt für die großen, aber auch für die kleinen Sorgen des Lebens. „Wenn sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt sind ... Ich gestehe, dass es mich einen Augenblick der Überwindung kostet, mich aus der inneren Anspannung zu lösen und und meine banale Sorge um die Verspätung loszulassen, „Macht euch keine Sorgen!„.

Seit geraumer Zeit schickt mir Christian jeden Morgen ein Bibelwort als Lebenshilfe aufs Handy. Und so ein Wort hilft tatsächlich, sich nicht unter Druck setzen und von den Lebensumständen beherrschen zu lassen, sondern sich selbst in den längeren Atem Gottes zu stellen. In seiner Kirchengemeinde, wo Christian Vikar ist, hatte er in Bibelkreisen, Exerzitiengruppen, Jugendgottesdiensten, dafür geworben, jeden Tag im Evangelium zu lesen, als Lebenshilfe für den Tag. Als immer mehr auf diese Initiative eingingen, kam ihm die Idee, den täglichen Impuls per SMS-Botschaft weiterzuleiten. Seit kurzem bin also auch ich in diesem digitalen Bibelkreis angeschlossen, und so bekomme ich jeden Morgen ein Lebens-Wort frei Haus geliefert.

Ich muss dabei an ein Gespräch denken, in dem mir ein Kaplan von der Not der Jugendlichen erzählte, in ihrem Freundeskreis zum Glauben zu stehen: Ein 16jähriger entschuldigt sich in einem Brief für sein blödes Verhalten bei einem Jugendwochenende. Auch wenn es nicht so aussieht, aber ihm sei Religion und Glaube sogar sehr wichtig, nur traue er sich nicht, es nach außen zu zeigen. Sonst sei er in seiner Clique unten durch. Ähnlich eine 15jährige, die Sorge hat, die Mutter ihrer Freundin könne sie sehen, wenn sie sonntags zur Kirche gehe. Wenn das ihre Freundin erfahre, werde sie zum Gespött in der Klasse, und der tägliche Schulgang werde zum Spießrutenlaufen. Sie geht übrigens trotzdem zur Kirche, aber es kostet sie einige Überwindung, und zwar aus diesem Grund.

Das geht mir durch den Kopf, als ich auf die Textmeldung schaue, und mich tröstet dabei, dass beide Jugendliche ebenfalls an den Lebenskreislauf des Evangeliums angeschlossen sind und jetzt wohl gerade dasselbe Lebensmotto meditieren: eine anonyme und diskrete Lebenshilfe aus dem Evangelium, sich neu in der Haltung des Glaubens zu verankern.

Heute also: ohne Sorge zu sein. Gott wird für mich sorgen.

Ende der Kurzfassung

Ein Wort aus dem Evangelium als Lebenshilfe für den Tag:

Eine ungewöhnliche, aber moderne Art, sich vom Wort Gottes zu ernähren, eine Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, miteinander verbunden zu sein. In jeder Messe wiederholen wir vor dem Kommunionempfang, was der heidnische Hauptmann zu Jesus spricht. „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“ „Nur ein Wort": für mich ist es heute der Appell: „macht euch keine Sorgen!"                        

Verehrte Hörerinnen und Hörer, ich lade Sie ein, sich für heute diesem Motto anzuschließen: Gott alle Sorgen anzuvertrauen: die großen des Lebens ebenso wie die banalen des Alltags. Dann kann man es sogar mit einem kleinen Seufzer ertragen, wenn man den Zug verpasst.

Die Seele wird daran keinen Schaden nehmen.